Projekt mit vielen Herausforderungen
Beim Projekt PESMA II hat EKZ zum ersten Mal bei einem Auslandengagement die Funktion als Generalunternehmer übernommen. Das sei nicht von Anfang an so geplant gewesen, sagt Nebojsa Bogdanovic, der verantwortliche Projektleiter von EKZ. Die Koordination aller beteiligten Partner oblag ursprünglich dem Turbinenhersteller Senvion. Doch als dieser im Frühjahr 2019 in Insolvenz ging, musste möglichst rasch eine neue Lösung her, zwei Fundamente waren damals bereits in Bau. In der Zwischenzeit hat EKZ mit Vestas einen neuen Partner gefunden. Das Aushandeln neuer Vereinbarungen mit der portugiesischen Regierung und den lokalen Behörden obliegt jedoch EKZ, ebenso die Vertragsabschlüsse mit dem Tiefbauunternehmen sowie dem Unternehmen, das mit den elektrischen Installationen und dem Netzanschluss beauftragt ist. Für den spanischen Turbinenproduzenten sei es eine aussergewöhnliche Situation, nicht die Gesamtverantwortung für den Bau zu tragen und in ein bereits angelaufenes Projekt einzusteigen, sagt Diego Díaz de Espada Eizaguirre, der das Unternehmen vor Ort als Projektmanager vertritt. «Wir haben aber rasch eine gemeinsame Sprache gefunden.» Er habe schon oft mit internationalen Partnern zusammengearbeitet und sei sich solche länderübergreifenden Kooperationen gewohnt.
Die Insolvenz von Senvion sollte nicht die letzte Herausforderung sein, die PESMA II für Bogdanovic und sein Team bereit hielt. Erst vor ein paar Monaten geriet mit dem portugiesischen Elektrounternehmen Efacec, das für die Netzanbindung des Windparks zuständig ist, ein weiterer Partner von EKZ in finanzielle Schwierigkeiten. Und natürlich wirkte sich auch das Coronavirus auf das Projekt aus: So verzögerte sich die Lieferung der Rotorblätter und Maschinenhäuser aus China um mehrere Wochen. Zudem musste der Bau wegen zwei Coronafällen auf der Baustelle kurzzeitig unterbrochen werden. Deutlich spürte Bogdanovic die Konsequenzen der Krise aber auch in den manchmal fast täglich wechselnden Vorgaben zur Prävention und in der Kommunikation mit allen Beteiligten. Der kontinuierliche Austausch via Telefon oder Videokonferenz habe viel Zeit beansprucht und mehr Aufwand bedeutet, sagt der Projektleiter. «In einer solchen Situation ist Vertrauen unter den Partnern besonders wichtig.» Es sei ihm zugute gekommen, dass er sowohl die Arbeitsweise in der Schweiz als auch in südlichen Ländern gut kenne, sagt der serbisch-schweizerische Doppelbürger, der vor fast zwanzig Jahren für seine Doktorarbeit in die Schweiz gezogen ist. Es reiche nicht aus, alles detailliert in einem Vertrag festzuhalten. «Man muss auch eine Beziehung zu den Menschen aufbauen», ist Bogdanovic überzeugt. «Dann ist die Motivation am grössten, gemeinsam auf ein Ziel hinzuschaffen.»
Wenig Windkraft in der Schweiz
Die Förderung erneuerbarer Energien wie Windkraft gehört zu den Grundpfeilern der Energiestrategie 2050 des Bundesrates. Im Gegensatz zu Wasserkraft oder Photovoltaik fristet diese aber eher ein Nischendasein. «Wenn wir auf Windkraft setzen wollen, führt kein Weg an der Zusammenarbeit mit dem europäischen Ausland vorbei», sagt Christian Hürlimann, der für die Geschäftsführung der EKZ Renewables AG und das Asset Management des Produktionsportfolios zuständig ist. Der Ausbau geht in der Schweiz nur schleppend voran. Das liegt nicht nur an der überschaubaren Zahl günstiger Standorte – sondern häufig auch am Widerstand in der Bevölkerung. Photovoltaikanlagen haben hierzulande nicht nur grösseres Potential, sondern stossen laut Hürlimann auch auf mehr Akzeptanz – zumindest, wenn sie auf Dächern oder an Fassaden installiert werden.
Für EKZ ist klar: Jedes Kraftwerk, das an das zentraleuropäische Verbundnetz UCTE angeschlossen ist, leistet einen Beitrag zu einer günstigen und zuverlässigen Stromversorgung: Es gleich nicht nur Schwankungen zwischen Angebot und Nachfrage aus, sondern trägt auch zur Stabilität des Stromnetzes bei. Nutzt ein Kraftwerk also erneuerbare Energien und wird es an den ressourcenstärksten Standorten in Europa gebaut, stellt es damit eine kostengünstige Energieversorgung sicher. Aus diesem Grund macht die Investition in erneuerbare Energien im Ausland für EKZ Sinn. PESMA II ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.