Ein Labor für die Zukunft
Für Städte und Ortschaften, die smart werden möchten, sind solche Projekte oftmals mit hohen Investitionen verbunden. Ob eine Idee dann wirklich funktioniert, muss sich erst beweisen. EKZ hat seinen Standort in Dietikon in ein grosses Smart City Labor verwandelt. Die Insel in der Limmat, auf dem sich der Werkhof und diverse Bürogebäude befinden, wurde mit verschiedenen Komponenten ausgestattet, die Messddaten liefern, neue Anwendungen ermöglichen oder sich intelligent steuern lassen. Hier entstehen Innovationen, von denen interessierte Städte und Gemeinden profitieren können. Doch es ist nicht nur die Technologie, die eine Stadt zu einer Smart City macht, betont Jörg Haller: «Zuerst sollte es um die Geisteshaltung dahinter gehen – um die Frage, wie man besser zusammenleben kann.»
Projekte in vielen Bereichen
Eine Frage, die auch die Stadt Dietikon seit Jahren beschäftigt. Rund 28'000 Menschen leben hier – Tendenz steigend. Doch als Innovationsstandort ist die Gemeinde im Limmattal nicht bekannt. Noch nicht. Denn Dietikon hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Der Stadtrat hat in der Legislaturperiode 2018 – 2022 die Weichen für eine zukunftsorientierte Entwicklung bis 2030 gestellt. Einige Projekte waren auch zuvor bereits in Angriff genommen worden, wie etwa eine intelligente Beleuchtung, smarte Energiezähler, ein Parkplatzmanagement oder auch öffentliches WLAN im Stadtzentrum. Mit der Smart-City-Strategie wurde alles erstmals zu einem umfassenden Konzept weiterentwickelt. Für die «Energiestadt Gold» stehen gerade Innovationen im Energiebereich weit oben auf der Prioritätenliste. Sämtliche Mobilitäts- und Umweltthemen geniessen zudem in Dietikon als verkehrsreichem Bezirkshauptort hohen Stellenwert. Hinzu kommt das Thema Digitalisierung, etwa mit einer stadteigenen App, die der Bevölkerung einen Mehrwert bezüglich Information und Kommunikation mit der Stadtverwaltung bringen soll.
Neue Ideen für eine boomende Region
Denn die Stadt wächst und damit auch die Herausforderungen. So entsteht im Niderfeld ein neues Quartier, das nach seiner Fertigstellung rund 3'000 Bewohner und 4'000 Arbeitsplätze beherbergen wird. Das Gebiet ist von grosser Bedeutung für den kantonalen Richtplan: Es ist mit einer Grösse von 40 ha die grösste Landreserve im Limmattal. Dietikon will hier eine nachhaltige Entwicklung bei gleichzeitiger Schonung der Ressourcen anstossen, zugleich aber auch den Wirtschaftsstandort fördern und ausbauen. Mit dem Fördervein Cleantech Hub Dietikon, der im Februar 2022 gegründet wurde, möchte die Stadt Strukturen und Einstiegshilfen für Startup-Unternehmen aus Umwelt, Energie, Mobilität und Kreislaufwirtschaft schaffen. «Unser Ziel ist es, mit dem Cleantech Hub innovative Startups und gestandene Unternehmen zusammenzubringen. Dafür stellen wir den öffentlichen Raum als Testfeld zur Verfügung», sagt Adrian Ebenberger, Leiter Standortförderung der Stadt Dietikon. Als Vorbild dient Schlieren: «Was dort im Bereich Biotech geschaffen wurde, möchten wir hier in Dietikon für den Bereich Cleantech schaffen.» Dazu legt Dietikon Tempo vor: In nur 24 Monaten möchte man 10 Firmen in Dietikon ansiedeln.
Ein weiteres Projekt, das ebenfalls zur Entwicklung Dietikons als Smart City passt, ist die Ausstellung Phänomena, die für 2023 geplant ist. Diese Ausstellung über Naturphänomene fand erstmals 1984 in Zürich statt. Die Neuauflage soll nun im nächsten Jahr Millionen von Besuchern ins Gebiet Niderfeld locken. Auf einer Fläche von fünf bis sieben Hektaren möchte man den Besucherinnen und Besuchern ein innovatives Veranstaltungskonzept mit Pavillons zu den Themen Biodiversität, künstliche Intelligenz, Energie, Mobilität und Digitalisierung bieten.
Partnerschaft mit gegenseitigem Nutzen
«Die Partnerschaft mit EKZ hilft uns natürlich sehr», sagt Adrian Ebenberger. «Es ist für uns beide eine Win-Win-Situation: Wir sind daran interessiert, unsere Stadt positiv weiterzuentwickeln und EKZ hat ein Experimentierfeld mit allen realen Herausforderungen, die es in einer Stadt wie der unseren gibt.» Diese Kooperation hat 2020 zur gemeinsamen Teilnahme an der Smart City Innovation Challenge des Bundesamts für Energie geführt – und wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Das war nicht nur eine Bestätigung, dass die Zusammenarbeit funktioniert. «Das Preisgeld hat uns auch geholfen, weitere Projekte im Rahmen der Strategie anzustossen.» Dietikon – eine vielversprechende Smart City mit Visionen.