Kakao neu erfunden

Kakao ist ein Multitalent, dessen kulinarische Vielfalt Westafrikas Wirtschaft einen Schub verleihen könnte. Das Start-Up Koa nutzt das ungenutzte Potenzial der tropischen Frucht und sorgt so in Ghana für Arbeitsplätze und höhere Einkommen.

Luc Descombes
16. Januar 2025
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FOTOS: Koa - Das süss-säuerliche Fruchtfleisch der Kakaofrucht ist köstlich und vielseitig einsetzbar. Trotzdem war es bisher kaum mehr als ein Wegwerfprodukt.

«Das ist Kakao-Saft», so die Antwort des Kellners auf Anian Schreibers Frage, worum es sich bei dem süss-säuerlichen Getränk handele, das ihm in der Bar eines Hostels im brasilianischen Dschungel eingeschenkt wurde. Ein köstlicher Geschmack, an Litschi und Pfirsich erinnernd, mit nektarartiger Textur. «Ich war fasziniert von diesem exotischen Saft, den man im brasilianischen Hinterland traditionell schon immer getrunken hatte, der aber in der westlichen Welt praktisch unbekannt war», so Schreiber.

Indem wir das Kakao-Fruchtfleisch nutzen, reduzieren wir die Lebensmittelverschwendung um 40 Prozent

«Das ist Kakao-Saft», so die Antwort des Kellners auf Anian Schreibers Frage, worum es sich bei dem süss-säuerlichen Getränk handele, das ihm in der Bar eines Hostels im brasilianischen Dschungel eingeschenkt wurde. Ein köstlicher Geschmack, an Litschi und Pfirsich erinnernd, mit nektarartiger Textur. «Ich war fasziniert von diesem exotischen Saft, den man im brasilianischen Hinterland traditionell schon immer getrunken hatte, der aber in der westlichen Welt praktisch unbekannt war», so Schreiber.

Indem wir das Kakao-Fruchtfleisch nutzen, reduzieren wir die Lebensmittelverschwendung um 40 Prozent

Über Koa

Ursprünglich starteten die Koa-Gründer mit der Idee, Menschen in strukturschwachen Regionen von Entwicklungsländern durch den Einsatz von Solarpanelen zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Dabei erkannten Sie, dass dieses Potenzial bereits in der Kakaofrucht schlummert. Heute arbeiten über 100 Koa-Mitarbeitende in der Schweiz, in Ghana und in Deutschland an der Verwertung und Vermarktung des Fruchtfleischs (Pulpe).

Ursprünglich starteten die Koa-Gründer mit der Idee, Menschen in strukturschwachen Regionen von Entwicklungsländern durch den Einsatz von Solarpanelen zu mehr Wohlstand zu verhelfen. Dabei erkannten Sie, dass dieses Potenzial bereits in der Kakaofrucht schlummert. Heute arbeiten über 100 Koa-Mitarbeitende in der Schweiz, in Ghana und in Deutschland an der Verwertung und Vermarktung des Fruchtfleischs (Pulpe).

Anian Schreiber, Co-Founder von Koa, glaubt, dass die Nutzung innovativer Technologie neue Möglichkeiten zur Wertschöpfung in Westafrika eröffnet.
FOTO: Koa

Elektrizität ist die Grundlage für den Wohlstand in westlichen Ländern

Vom Solarstrompionier zum Kakao-Unternehmer

Schreiber verfolgte damals mit seinem Unternehmen den Plan, strukturschwachen Gebieten von Entwicklungsländern einen wirtschaftlichen Schub zu verleihen: «Elektrizität ist die Grundlage für den Wohlstand in westlichen Ländern», so Schreiber, «dementsprechend wollte ich die Menschen durch cleveren Einsatz von Solarpanelen dabei unterstützen, effizienter zu arbeiten, damit sie wiederum selbstständig mehr Wohlstand aufbauen können».

Das Potenzial schlummert bereits in der Kakaofrucht

Mit dem Kakaosaft entdeckte Schreiber jedoch auch, dass das Potenzial für mehr Effizienz und Wohlstand in diesen Regionen bereits in der Kakaofrucht selbst stecken könnte. Er gründete mit seinem Geschäftspartner das schweizerisch-ghanaische Start-Up-Unternehmen Koa und nutzt heute das Fruchtfleisch als Basis für ein vielfältiges Produktsortiment. «In dem wir das Fruchtfleisch nutzen, können wir den Foodwaste um 40 Prozent reduzieren und ermöglichen es den Bäuerinnen und Bauern, ein zusätzliches Einkommen aus einem Produkt zu generieren, das sie bisher verrotten lassen mussten», so Schreiber.

Ohne Pulpe keine Schokolade

Die Pulpe, so nennt man das Fruchtfleisch, spielt zwar bei der Fermentation der Kakaobohne eine wichtige Rolle. Denn dadurch entwickelt die Bohne überhaupt erst einen angenehmen Geschmack und wird für die Schokoladeindustrie verwertbar. Doch darüber hinaus wurde die Pulpe kaum beachtet. Dabei kann sie noch viel mehr. Weil sie nicht vollständig für die Fermentation benötigt wird, können die ghanaischen Bauern damit nun weitere Märkte bedienen. Märkte, die durch Koa in aufwändiger Marketingarbeit zuerst geschaffen werden müssen, indem man die Vielfalt der Kakaofrucht, das neue Geschmackserlebnis, den wirtschaftlichen und umweltbezogene Nutzen nun bekannt macht. 

Elektrizität ist die Grundlage für den Wohlstand in westlichen Ländern

Vom Solarstrompionier zum Kakao-Unternehmer

Schreiber verfolgte damals mit seinem Unternehmen den Plan, strukturschwachen Gebieten von Entwicklungsländern einen wirtschaftlichen Schub zu verleihen: «Elektrizität ist die Grundlage für den Wohlstand in westlichen Ländern», so Schreiber, «dementsprechend wollte ich die Menschen durch cleveren Einsatz von Solarpanelen dabei unterstützen, effizienter zu arbeiten, damit sie wiederum selbstständig mehr Wohlstand aufbauen können».

Das Potenzial schlummert bereits in der Kakaofrucht

Mit dem Kakaosaft entdeckte Schreiber jedoch auch, dass das Potenzial für mehr Effizienz und Wohlstand in diesen Regionen bereits in der Kakaofrucht selbst stecken könnte. Er gründete mit seinem Geschäftspartner das schweizerisch-ghanaische Start-Up-Unternehmen Koa und nutzt heute das Fruchtfleisch als Basis für ein vielfältiges Produktsortiment. «In dem wir das Fruchtfleisch nutzen, können wir den Foodwaste um 40 Prozent reduzieren und ermöglichen es den Bäuerinnen und Bauern, ein zusätzliches Einkommen aus einem Produkt zu generieren, das sie bisher verrotten lassen mussten», so Schreiber.

Ohne Pulpe keine Schokolade

Die Pulpe, so nennt man das Fruchtfleisch, spielt zwar bei der Fermentation der Kakaobohne eine wichtige Rolle. Denn dadurch entwickelt die Bohne überhaupt erst einen angenehmen Geschmack und wird für die Schokoladeindustrie verwertbar. Doch darüber hinaus wurde die Pulpe kaum beachtet. Dabei kann sie noch viel mehr. Weil sie nicht vollständig für die Fermentation benötigt wird, können die ghanaischen Bauern damit nun weitere Märkte bedienen. Märkte, die durch Koa in aufwändiger Marketingarbeit zuerst geschaffen werden müssen, indem man die Vielfalt der Kakaofrucht, das neue Geschmackserlebnis, den wirtschaftlichen und umweltbezogene Nutzen nun bekannt macht. 

Mit mobilen, solarbetriebenen Verarbeitungseinheiten wird der Kakaosaft direkt auf der Farm gewonnen.

Die Bäuerinnen und Bauern erhalten ihren Lohn direkt von uns via Blockchain. Zwischenhändler können wir umgehen.

Vertrieb ohne Zwischenhändler

Heute nimmt Koa bis zu 4000 Bäuerinnen und Bauern das nicht benötigte Fruchtfleisch direkt auf deren Farmen ab. Bezahlt wird sofort via Blockchain, was Zwischenhändler ausschaltet und wodurch mehr Geld bei den Bauern ankommt. Die ghanaischen Mitarbeitenden von Koa holen die Pulpe mittels mobiler, solarbetriebener Produktionseinheiten ab und transportieren sie zur nahegelegenen Koa-Fabrik. Diese wurde bereits für den zukünftig vermehrten Einsatz von Solarenergie in der Produktion ausgerüstet und stellt aus den Rohstoffen der Kakaofrucht verschiedene Produkte her.

Die Bäuerinnen und Bauern erhalten ihren Lohn direkt von uns via Blockchain. Zwischenhändler können wir umgehen.

Vertrieb ohne Zwischenhändler

Heute nimmt Koa bis zu 4000 Bäuerinnen und Bauern das nicht benötigte Fruchtfleisch direkt auf deren Farmen ab. Bezahlt wird sofort via Blockchain, was Zwischenhändler ausschaltet und wodurch mehr Geld bei den Bauern ankommt. Die ghanaischen Mitarbeitenden von Koa holen die Pulpe mittels mobiler, solarbetriebener Produktionseinheiten ab und transportieren sie zur nahegelegenen Koa-Fabrik. Diese wurde bereits für den zukünftig vermehrten Einsatz von Solarenergie in der Produktion ausgerüstet und stellt aus den Rohstoffen der Kakaofrucht verschiedene Produkte her.

Begonnen hat alles mit dem süss-säuerlichen Saft der Kakao-Pulpe (links). Heute produziert Koa verschiedene Saft-Variationen und...
...beliefert die Gastronomie, Konditorei und Schokoladenindustrie z.B. mit Flocken aus der getrockneten Kakaofrucht. Diese sollen exotische Neukreationen anregen.

Farbige Produktvielfalt

Hier in der Fabrik werden Saft und Pulpe weiterverarbeitet. Der Saft ist danach pur erhältlich, wird aber auch in unterschiedlichen Varianten in aller Welt verkauft. Zum Beispiel in Form eines verdünnten Elektrolyt-Getränks, das den Körper nach dem Sport rehydrieren soll. Auch ein mit Chili und kaltgebrühtem Kaffee angereicherter Energyshot gehört zum Sortiment. Getrocknet findet die Pulpe Anwendung in der Gastronomie und Konditorei, aber auch in der Schokoladeindustrie setzt man teilweise bereits auf das Fruchtfleisch. So zum Beispiel ein grosser Schweizer Schokoladeproduzent, der eine dunkle Schokoladevariation mit dem Fruchtfleisch von Koa kreiert hat.

Der hohe Goldpreis führt aktuell dazu, dass in Ghana ganze Kakaoplantagen abgebrannt werden, um an das dort leicht zugängliche Edelmetall zu gelangen

Krisengeschüttelt auf in die nächste Etappe

Anfangs richtete man mit dem puren Kakaosaft das Produktsortiment ganz auf die Gastronomie aus. Flocken aus getrockneter Pulpe kamen später hinzu und sollten zu neuen Kreationen und exotischen Geschmackserlebnissen in Restaurants oder Bäckereien anregen. Ein Fehler, wie sich während der pandemiebedingten Gastrokrise herausstellte. Kurzerhand sattelte man um, nahm die Schokoladenindustrie in den Fokus und musste auch hier viel Lehrgeld bezahlen: «Die Schokoladenbranche ist mit multiplen Herausforderungen konfrontiert», so Schreiber, «dazu gehören schlechte Ernten oder gar Ausfälle in den vergangenen Jahren gepaart mit einem hohen Goldpreis, der dazu führt, dass für das leicht zugängliche Edelmetall in Ghana aktuell ganze Kakaoplantagen abgeholzt werden». Faktoren, die momentan auf die Experimentierfreudigkeit der Branche drückten, sagt Schreiber.

Farbige Produktvielfalt

Hier in der Fabrik werden Saft und Pulpe weiterverarbeitet. Der Saft ist danach pur erhältlich, wird aber auch in unterschiedlichen Varianten in aller Welt verkauft. Zum Beispiel in Form eines verdünnten Elektrolyt-Getränks, das den Körper nach dem Sport rehydrieren soll. Auch ein mit Chili und kaltgebrühtem Kaffee angereicherter Energyshot gehört zum Sortiment. Getrocknet findet die Pulpe Anwendung in der Gastronomie und Konditorei, aber auch in der Schokoladeindustrie setzt man teilweise bereits auf das Fruchtfleisch. So zum Beispiel ein grosser Schweizer Schokoladeproduzent, der eine dunkle Schokoladevariation mit dem Fruchtfleisch von Koa kreiert hat.

Der hohe Goldpreis führt aktuell dazu, dass in Ghana ganze Kakaoplantagen abgebrannt werden, um an das dort leicht zugängliche Edelmetall zu gelangen

Krisengeschüttelt auf in die nächste Etappe

Anfangs richtete man mit dem puren Kakaosaft das Produktsortiment ganz auf die Gastronomie aus. Flocken aus getrockneter Pulpe kamen später hinzu und sollten zu neuen Kreationen und exotischen Geschmackserlebnissen in Restaurants oder Bäckereien anregen. Ein Fehler, wie sich während der pandemiebedingten Gastrokrise herausstellte. Kurzerhand sattelte man um, nahm die Schokoladenindustrie in den Fokus und musste auch hier viel Lehrgeld bezahlen: «Die Schokoladenbranche ist mit multiplen Herausforderungen konfrontiert», so Schreiber, «dazu gehören schlechte Ernten oder gar Ausfälle in den vergangenen Jahren gepaart mit einem hohen Goldpreis, der dazu führt, dass für das leicht zugängliche Edelmetall in Ghana aktuell ganze Kakaoplantagen abgeholzt werden». Faktoren, die momentan auf die Experimentierfreudigkeit der Branche drückten, sagt Schreiber.

Willkommenes Zusatzeinkommen
Mit der Kakao-Pulpe, die bisher weggeworfen wurde, erwirtschaften diese ghanaischen Bäuerinnen nun ein Zusatzeinkommen.

Fokus auf den Getränkemarkt

All die Hürden hätten das multikulturelle Team von Koa in den letzten Jahren zusammengeschweisst. Nun erlebe Koa wieder Aufwind. «Kürzlich konnten wir mit den Investoren eine wichtige Finanzierungsrunde meistern», so Schreiber. Die neue Liquidität eröffne nun Möglichkeiten wie die Neuausrichtung der Geschäftsstrategie: «Wir wollen stärker auf den Getränkemarkt fokussieren und werden je nach Region unterschiedliche Varianten lancieren». Auch ein Online-Store sei in Planung, über den man die Produkte direkt wird bestellen können. Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Getränke bei Endkundinnen und -kunden an Bekanntheit gewinnen und die ghanaischen Bäuerinnen und Bauern zukünftig ihren Lebensunterhalt nicht nur auf dem Verkauf von Kakaobohnen, sondern der ganzen Kakaofrucht aufbauen können.

Fokus auf den Getränkemarkt

All die Hürden hätten das multikulturelle Team von Koa in den letzten Jahren zusammengeschweisst. Nun erlebe Koa wieder Aufwind. «Kürzlich konnten wir mit den Investoren eine wichtige Finanzierungsrunde meistern», so Schreiber. Die neue Liquidität eröffne nun Möglichkeiten wie die Neuausrichtung der Geschäftsstrategie: «Wir wollen stärker auf den Getränkemarkt fokussieren und werden je nach Region unterschiedliche Varianten lancieren». Auch ein Online-Store sei in Planung, über den man die Produkte direkt wird bestellen können. Eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass die Getränke bei Endkundinnen und -kunden an Bekanntheit gewinnen und die ghanaischen Bäuerinnen und Bauern zukünftig ihren Lebensunterhalt nicht nur auf dem Verkauf von Kakaobohnen, sondern der ganzen Kakaofrucht aufbauen können.

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