Welche übergeordneten Vorteile können durch die Schaffung biodiverser Gärten erzielt werden?
Vielfältige und intakte Ökosysteme bilden das Fundament unserer Nahrungsmittelversorgung, regulieren das Klima, bieten saubere Luft und Wasser und sind somit essenziell für unsere Gesundheit und Wirtschaft.
Welche Tierarten lassen sich in biodiversen Gärten beobachten und welche Rolle spielen sie im Ökosystem?
Je nach Standort und Strukturen, lassen sich eine Vielzahl verschiedener Säugetiere, Vögel, Amphibien, Reptilien, Spinnen oder Insekten beobachten. Jede Art trägt auf ihre Weise zur Biodiversität bei, da Ökosysteme ein komplexes Netzwerk aus miteinander interagierenden Arten darstellen. Das Anpflanzen einheimischer Pflanzen trägt beispielsweise dazu bei, die Vielfalt der Insekten zu erhöhen, was dann andere Arten wie Igel, Fledermäuse, Spinnen und Vögel fördert.
Gibt es besondere Vorkehrungen, die man treffen kann, um bedrohte oder gefährdete Arten im eigenen zuhause schützen?
Ja, die gibt es. Zum Beispiel kann das Anlegen eines Teichs dazu beitragen, Amphibien zu schützen, während der Bau einer Trockenmauer Lebensräume für Eidechsen schafft. Die Aussaat von Wildblumen unterstützt eine Vielzahl von Arten, darunter Wildbienen, die als wichtigste Bestäubergruppe gelten. Handlungsbedarf ist da: Derzeit gibt es etwa 620 verschiedene Wildbienen-Arten in der Schweiz, wobei fast die Hälfte von ihnen aufgrund des Verlusts ihres natürlichen Lebensraums gefährdet ist. Es ist sinnvoll, alle Arten zu fördern, insbesondere in der Schweiz, wo viele Spezien heute seltener vorkommen.
Welche Herausforderungen bestehen bei der Schaffung und Pflege eines biodiversen Gartens / Balkons?
Auf der einen Seite gibt ein biodiverser Garten durch die Schaffung der verschiedenen Strukturen etwas mehr zu tun; andererseits kann man andere Aufgaben stark reduzieren, wie zum Beispiel das Rasenmähen. Ausserdem: Gärten bergen zahlreiche Gefahren. Deshalb sollten Schächte entweder mit einem Netz oder einem Gitter abgedeckt oder mit Ausstiegsmöglichkeiten versehen werden, um zum Beispiel Fröschen, die reinfallen, die Möglichkeit zu geben, wieder hochzukraxeln. Grosse Glasflächen gilt es zu kennzeichnen, damit keine Vögel hineinfliegen. Gärten sollten ausserdem, möglichst zugänglich gestaltet werden. Bei Gartenzäunen sollte man Lücken lassen, damit Arten wie Igel passieren können.
Herausforderungen bestehen auch in Bezug auf die optische Komponente. Biodiverse Gärten wirken oft unordentlicher. Es ist wichtig, die Nachbarn über die Vorzüge eines naturnahen Gartens aufzuklären und idealerweise dafür zu begeistern. Optimal wäre es, Kooperationen mit den Nachbargärten einzugehen, um ein Netzwerk naturnaher Gärten zu schaffen.
Können auch Menschen mit begrenztem Platz (z.B. kleinem Balkon) dazu beitragen, die Biodiversität zu unterstützen?
Es braucht etwas mehr Kreativität, aber möglich ist es auf jeden Fall. Selbst kleine Grünoasen haben einen hohen Wert. Man kann mit Stockwerken arbeiten, oder etwas aufhängen, statt auf den Boden zu stellen. Möglich sind Töpfe mit kleinen Blumenwiesen oder Kräutern. Sogar Miniteiche sind realisierbar. Kletterpflanzen vergrössern die Fläche und sind gut für die Biodiversität. Um Unstimmigkeiten zu vermeiden, spricht man sich hier am besten mit der Vermieterin bzw. dem Vermieter ab.